Rede von seiner Heiligkeit Sri Datta Vijayananda Teertha Swamiji – Yoga Vasishta – 5. Dezember, 2024 – Mysore
Gott ist unsichtbar. Ihr könnt Ihn nicht direkt sehen. Ihr könnt Gott nicht sehen, weil ihr in Maya, in Illusion verstrickt seid. Aber wenn ihr eure Augen öffnet und wirklich seht, seht ihr Gott überall. Das ist nicht Gottes oder Mayas Fehler, ihr verblendet euch selbst mit Maya. Aber ihr wollt trotz der Maya Gott sehen. Dann erscheint derselbe Gott als Guru, so daß ihr Ihn sehen könnt. Der Guru kommt, um eure Hingabe zu verstärken. Um Weisheit zu erlangen, braucht ihr Hingabe. Hingabe bedeutet tiefes Vertrauen, tiefen Glauben, sie bedeutet, sich in dem Höchsten aufzulösen, dann gibt es keine Trennung mehr. “Nur Gott existiert, ich bin auch Gott.” Sich selbst in Gott auflösen ist Hingabe. Gott kommt als Guru, um euch das zu lehren.
Ihr sagt, Gott ist nicht sichtbar, aber Guru ist sichtbar. Warum kommt Gott in einer sichtbaren Form? Um eure Hingabe zu verstärken. Durch den Guru verstärkt ihr eure Hingabe und könnt mit Gott verschmelzen. Gott kommt als Guru, um uns dabei zu helfen. Das Paramatma Tattva, das Prinzip des Höchsten Bewußtseins, ist so zu verstehen. Ihr lernt, was Atman ist. Wir haben über die verschiedenen Zutaten für die verschiedenen Geschmacksrichtungen gesprochen. Niemand kann den Geschmack zeigen, nur die Zutaten sind sichtbar. Den Geschmack könnt ihr nur erfahren. Diese Erfahrung ist Atman.
Seht eure Seele als die Empfindung, die in den Herzen aller körperlichen Wesen lebt. Die Seele ist so versteckt, daß sie unserer Wahrnehmung entgeht. Sie ist von allem Wahrnehmbaren entfernt und ist deshalb überall und in allen Dingen allgegenwärtig.
Das allgegenwärtige Atma Prinzip wird beschrieben. Ihr habt euch einer begrenzten Sichtweise Atmans unterworfen. Ihr seid in der Versuchsphase. In dieser Phase erfasst ihr nicht alles. Ihr müsst eine grenzenlose Sichtweise haben. Dann seht ihr das alldurchdringende Prinzip.
Wo ist Atman in eurem Körper? Überall, von Kopf bis Fuß. Wo seid ihr nicht im Körper? Das ist eine dumme Frage, ihr seid im ganzen Körper. Aber wenn ihr eure Nägel oder Haare schneidet, seid ihr nicht in diesen Haaren und Nägeln. Ihr werft sie weg. Ihr habt sie auch als euch selbst gesehen, aber wenn ihr sie von euch trennt, seht ihr sie nicht mehr als euch selbst. Denkt darüber nach.
Atman ermöglicht es uns, von den sichtbaren Objekten, die wir wahrnehmen, frei zu sein. Die Bhagavad Gita lehrt uns, dass wir Erinnerungsvermögen und Vergesslichkeit dank dem Chaitanya erfahren. Ihr habt sie nicht dem leblosen Körper zu verdanken. Es ist dank der subtilen Ausstrahlung in uns. Als Erfahrung ist es alldurchdringend. Deshalb identifiziert ihr ein Objekt, sobald ihr es seht. Das Objekt kommt nicht zu euch, um sich vorzustellen. Ihr identifiziert es dank dem alldurchdringenden Licht Atmans. Ihr seht, identifiziert das Objekt und sprecht. Das passiert dank dem Licht Atmans. Daraus können wir schließen, dass das Licht Atmans alldurchdringend ist. Im Alltag erkennen wir das nicht, aber es ist die Wahrheit, so geschieht es. Ihr denkt, ihr seht Objekte wegen des Lichts außerhalb. Wenn ihr im Innern kein Licht habt, könnt ihr nichts sehen. Wenn euer Geist woanders ist, seht ihr die Personen und Dinge vor euch nicht. Dank des Lichts Atmans identifizieren wir Objekte. Dieses Wissen ist “prakasha”. Es ist in jedem Körper. Das ist Paramatma Chaitanya, das ist Atma Chaitanya. Wir sind immer bereit, uns selbst zu begrenzen. Wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht. Paramatma Chaitanya ist eurer Atman Chaitanya. Warum glaubt ihr weiterhin nicht, dass ihr es seid? Als erstes müsst ihr es glauben.
Zuerst müsst ihr zuhören und dann verstehen. Dann müsst ihr darauf meditieren und es gründlich analysieren. Dann werdet ihr erkennen, dass Paramatma (universell) Chaitanya Jiva (individuell) Chaitanya ist. Das ist kein Grund, arrogant zu werden. Es ist wie das Wasser in einem Eimer, das sich mit dem Ozean vermischt. Das Wasser ist dasselbe.
Atman ist alldurchdringend. Viele fragen sich, wo Atman im Körper zu finden ist. Im Anfangsstadium sagt man euch, sich Atman im Herzen oder im dritten Auge vorzustellen. Das erleichtert die Konzentration, heißt aber nicht, dass Atman nur dort zu finden ist. Natürlich denkt niemand, dass Atman nur in der Nähe des Herzens ist. Geradeso wie die Butter in allen Milchprodukten und der Saft in allen saftigen Substanzen enthalten sind, ist das Höchste Bewußtsein natürlicherweise und beständig in allen Dingen enthalten. Wo in der Milch ist die Butter? In jedem Tropfen Milch.
Krishna mag Butter, die die ganze Milch durchdringt, sehr. Genauso durchdringt Atman alles. Und es gibt einen Prozess, um die Butter von der Milch zu trennen.
Die Basis für alles ist reine Göttlichkeit. Obwohl die Welt eine Illusion ist, braucht sie eine Basis, damit wir sie sehen können. Lalita Sahasranama sagt, dass die Mutter die Basis für alles ist. Diese illusorische Welt macht Angst. Wenn die Illusion gelüftet ist, bleibt nur noch Göttlichkeit. Atman ist als Licht in jedem Körper. Es ist “Sakshi Chaitanya”, der Zeuge.
Atman ist in jedem Körper, in jedem Raum, selbst in dem niedrigsten Wesen. Es gibt nicht einen einzigen Punkt, wo Atman nicht ist. Es durchzieht das gesamte Wesen. Das ist es, was Atman ist. Das wird jetzt mit einem Beispiel unterstützt. Alle Edelsteine und Perlen des Ozeans haben einen Glanz, der nach innen und nach außen erstrahlt. Genauso erstrahlt die Seele nach innen und nach außen in jedem Körper, ohne deshalb ein Teil des Körpers zu sein, weder innen noch aussen.
Manche Edelsteine werden aus dem Ozean herausgeholt, manche müssen nicht poliert oder behandelt werden. Es gibt sogar Shivalingas, die sich selbst aus Edelsteinen geformt haben. Der Glanz des Diamanten ist überall in dem Diamanten. Genauso ist Paramatman ebenso innerhalb wie außerhalb aller Körper. Es scheint in allen als “Ich”. Der Diamant und sein Licht sind verschieden. Das Licht des Diamanten ist nicht nur das Licht des Steines. Das Licht ist überall. Ebenso sind das Strahlen des Körpers und der Körper verschieden. Atman ist nie von dem Körper befleckt. Das Licht des Diamanten hat keine Anhaftung an den Stein. Warum seid ihr dann mit dem Körper verhaftet?
Gott gibt diese Einweihung, damit ihr diesen Fehler korrigieren könnt. Der Stein und der Glanz sind nicht Eins, der Körper und Atman sind nicht Eins. Wir sind in dem Körper, aber wir gehören nicht zu dem Körper, und er gehört uns nicht. Die Statue im Tempel sagt nicht, dass Gott nur dort ist. Die Freuden und Sorgen des Körpers beeinflussen mich, den Atman, nicht. Wir verbeugen uns vor der Statue im Tempel und versuchen, Gott überall zu sehen. Gott kommt in der Form des Gurus, um uns zu helfen, aber wir können Gott nicht auf die Form des Gurus begrenzen. Wir verehren in allen Tempeln denselben Gott. Wenn ihr die Tempel vergleicht, findet ihr einen Unterschied? Nein. Bis der Körper aufgelöst ist, solltet ihr vollkommen in Gott versunken sein.
Was ist die Beziehung zwischen den Tempeln? Was ist die Beziehung zwischen dem Meer in meiner und deiner Stadt? Es ist dasselbe. Wenn wir über verschiedene Lebewesen sprechen, heißt das nicht, dass Atman verschieden ist in jedem Lebewesen. Wir machen eine Graphik mit Kreide auf den Boden, indem wir die Punkte verbinden, um auszudrücken, dass Chaitanya in uns allen ist – wir sind die Punkte.
Obwohl ich im Körper bin, betreffen mich die Freuden und Leiden des Körpers nicht. Ich scheine im Körper zu sein, bin es aber nicht. Ich identifiziere mich nicht mit dem Körper.
Manche Leute sind besorgt: wenn Gott nicht den Tempel, der zerstört wurde, beschützen kann, wie kann Er dann mich beschützen? Das ist bla-bla, Gott braucht keinen Tempel. Wenn ein Tempel verfallen ist, könnt ihr ihn wieder aufbauen. Gott freut sich nicht darüber. Ihr macht es für euer Wohlergehen. Für Gott macht es keinen Unterschied, aber es ist gut für euren Sadhana.
Wenn Gott sagt, dass Er nicht wirklich in dem Körper ist, dann heißt das, dass er weder von dem Körper beeinflußt noch an den Körper verhaftet ist.
Geradeso wie Luft das Innere und Äußere aller leeren Töpfe durchdringt, so durchdringt der Geist Gottes alle Körper in allen drei Welten innerhalb und außerhalb.
Wir sehen einige Töpfe. Raum ist innerhalb und außerhalb der Töpfe. So wie der Raum innerhalb und außerhalb tausender Töpfe ist, so ist Atman überall.
Ihr könnt Raum nicht in einem Topf einfangen. Was passiert, wenn der Topf zerbricht? Der Raum ist unberührt davon. Bei den letzten Ritualen für die Verstorbenen seht ihr, dass der Topf zerbrochen ist. Der Körper ist wie ein Topf. Wenn der Topf zerbricht, ist nichts verschwunden. Der Raum ist intakt, er ist immer da. Nur der Topf – der Körper – ist verschwunden. Wenn der Topf zerbricht, wird der begrenzte Raum grenzenlos. Ihr sollt nicht danach streben, den Topf nicht zu zerbrechen, sondern danach, die Identifikation mit dem Topf aufzuheben. Die Identifikation mit dem Körper ist Ego. Der Raum ist innerhalb und außerhalb der Körper.
Viet bedeutet Raum. Das ist mit Vishnu verbunden.
Wegen der Töpfe erscheint der Raum unterschiedlich. Raum innerhalb und Raum außerhalb des Topfes. Obwohl der Raum verschieden erscheint, haben die Töpfe keinen Einfluss auf den Raum. Obwohl ich in verschiedenen Körpern erscheine, bin ich nicht der Körper, weil ich mich nicht mit dem Körper identifiziere.
Ich unterstütze und beschütze die Wel,t damit sie nicht zerstört wird. Warum ist Gott, der uns so nahe ist, nicht sichtbar? Wir bekommen die Antwort dafür. Der Himmel oder “Akasha” ist eigentlich nichts. Weil nichts da ist, nennen wir es “Akasha”. Warum ist Gott nicht sichtbar, obwohl Er so nahe ist? So wie hunderte von Perlen auf einem Faden für eine Halskette aufgereiht sind, durchzieht und verbindet die Seele Gottes die Millionen von Wesen, ohne auch nur von einem erkannt zu werden.
Die Bhagavad Gita Kapitel 7.7 sagt, dass wir alle als Perlen auf dem Faden Gottes präsent sind. Es sind vielleicht tausende von Perlen auf dem Faden. Auf dem Planeten sind unzählig viele Wesen, die 8 Billionen Menschen nicht eingeschlossen. Wenn die Perlen sehr eng aneinander gereiht sind, ist der Faden kaum sichtbar.
Manche wissen nicht, wie die Punkte eines Rangoli (Graphik aus Kreidepulver auf dem Boden) zu verbinden sind. Andere haben nicht das Kreidepulver, um das Rangoli zu erschaffen. Wenn die Punkte verbunden sind, gibt es keine Punkte mehr. In eurem Geist sollten alle Wesen, alle Welten mit Chaitanya, dem göttlichen Licht angefüllt sein. Zeichnet ein solches Rangoli in eurem Geist. Deshalb erklärt Gott uns dieses Thema und erklärt Atman. Dasjenige, dank dessen wir sehen, sprechen, schmecken etc, ist unsichtbar, es ist Atman, die universelle Seele. Es ist ebenso und gleichermassen die individuelle Seele, Jeevi.
Übersetzung ins Deutsche von Sridevi basierend auf der Übersetzung Archanas die jeweils bei den Live-Übertragungen simultan im Kommentar ins Englische übersetzt. Kurze Erläuterungen sind in Klammern.