Rede von seiner Heiligkeit Sri Datta Vijayananda Teertha Swamiji – Yoga Vasishta – 26. November, 2024 – Mysore
Arjuna fragte, wie Sanyasa, Verzicht auf die Welt, möglich ist. Krishna sagt, zuerst muß das Ego aufgegeben werden. Dann erklärt Krishna, wie das Ego aufzugeben ist und fügt hinzu, daß auf dem spirituellen Weg nicht nur das Ego, sondern auch die Anhaftung aufgegeben werden muß. Um die Anhaftung aufzugeben, wenden wir dieselben Methoden an wie für das Ego.
Wo ist Anhaftung? Sie betrifft die Gegenstände und Menschen in der Welt, wir haben das Gefühl “das gehört mir”.
Was auf unseren Egoismus zutrifft, trifft ebenso auf die Individualität eines Topfes oder eines Affen zu – und auch auf alle gefühllosen Wesen – von denen keines von dem universellen Ganzen getrennt ist. Da alle existierenden Wesen wie ein Tropfen Wasser im Ozean sind, ist es verrückt, irgend jemandem Egoismus zuschreiben zu wollen. Ego und Anhaftung sind wie zwei Augen, beide verletzen uns. Wir können nicht das eine aufgeben und das andere behalten. Das eine führt zum anderen, sie sind immer zusammen. Das Gefühl des Egos “ich” ist nicht von Brahman getrennt.
Aber dann könnt ihr fragen, wenn das Gefühl des Egos nicht von Brahman getrennt ist, warum soll ich es dann aufgeben? Die Antwort ist: Ego ist nur ein Aspekt von Brahman, und ihr könnt nicht nur an einem Aspekt von Brahman festhalten. Das Gefühl “ich bin Brahman” ist wichtiger als das Ego.
Ihr müsst die Anhaftung an Sachen und Menschen im außen aufgeben. Dieser Affe der Anhaftung – mamakara- ist nicht gut. Der Affe ist immer unbeständig, er geht ständig nach außen zu Sachen und Leuten. Mamakara- ist auch nicht von Brahman getrennt. Denkt daran in eurer Meditation.
Normalerweise ist es schwierig, die Anhaftung aufzuheben. Aber wenn ihr sie in Brahman auflöst, ist es einfach. Ihr könnt das Ego und die Anhaftung in dem Ozean genannt Brahman auflösen (wie eine Salzpuppe in Wasser). Die beiden können nicht unabhängig voneinander funktionieren. Wenn ihr sie besiegt, könnt ihr euch weiter emporheben.
Was ist der Vorteil, das Ego und die Anhaftung aufrechtzuerhalten? Anstatt euren Geist auf sie zu richten, warum nicht den Geist auf Brahman richten? Gibt es nicht einen Unterschied zwischen einem Eimer voll Wasser und dem Ozean?
Dinge, die verschieden von dem Höchsten Bewußtsein erscheinen, sind als Fantasiegebilde zu betrachten, die in diesem Höchsten Bewußtsein erscheinen. Gott erklärt weiterhin: Die Störungen durch “ich” und “mein” erscheinen überall und in vielen Formen. Mit ihnen zusammen erscheint unsere wahre Form als Chaitanya, göttliches Licht. Die materiellen Objekte sind tatsächlich unwahr. Das heißt, sie sind nicht ewig. Unsere Gedanken an diese Objekte lassen sie nicht wahr, real werden. Wenn ihr in einem anderen Land seid und etwas, das euch in eurem Land gehört, ohne euer Wissens zerstört wurde, dann denkt ihr immernoch, daß es existiert, obwohl es nicht mehr existiert. Was im Geist existiert, ist nicht unbedingt die Wahrheit ( auf der materiellen und anderen Ebenen).
Außerdem sind die Objekte natürlicherweise unlebendig, träge. Wir sehen einen Topf, ein wenig Licht scheint auf ihn, deshalb sehen wir ihn. Das Objekt verdankt sowohl seine Existenz als auch das auf ihn scheinende Licht Chaitanya. Das Sakshi Chaitanya, das göttliche Licht als Zeuge, führt dazu, daß die unlebendigen Objekte wirklich erscheinen. Das passiert auf allen drei Ebenen der Existenz (Wachzustand, Traumzustand, Tiefschlaf). Es gibt nichts Größeres als dieses Chaitanya. Wenn Chaitanya nicht ist, wisst ihr überhaupt nichts. Wenn ihr nicht das kennt, wodurch ihr alles kennt, welchen Sinn hat das?
Es ist Zeuge von dem Kommen und Gehen von Allem. Wenn es nicht Zeuge wäre, würden wir nichts erfahren oder wissen. Deshalb müsst ihr an Chaitanya denken anstatt an die trivialen Dinge, die es erleuchtet.
Wenn ihr in euren Herzen voreingenommen seid, dann seid ihr Ego und Anhaftung unterworfen und vergeßt, was euch gut tut. Das lässt euch undankbar werden. Das ist Sünde.
Täglich an die Eltern, Großeltern, Vorfahren, Lehrer, Gurus, alle die euch zu dem gemacht haben, was ihr seid, zu denken ist Dankbarkeit. Findet euren Platz in Chaitanya, nicht in Ego und Anhaftung. Sonst vergesst ihr die Quelle von allem, ist das fair? Warum wollt ihr nicht die Quelle kennen, warum macht ihr nicht Sadhana dafür? Richtet euren Geist darauf.
Sanyasa oder Verzicht auf die Welt bedeutet, auf die Auswirkung der Früchte, der Ergebnisse der Handlungen zu verzichten. Das kommt durch den Verzicht auf Ego und Anhaftung.
Oberflächlich gesehen scheint die Welt eine Essenz zu haben, aber wenn ihr tiefer geht, findet ihr keine Essenz, weil sie euch Chaitanya vergessen läßt. Eine Frucht aus Plastik hat keine Essenz, sie ist nicht wirklich, ihr könnt sie nicht essen, ihr habt keinen Nutzen davon. Wenn ihr euch von Brahman entfernt, verliert die Welt ihre Essenz. Das ist der Unterschied zwischen jemandem, der Hingabe hat und jemandem, der keine Hingabe hat. Wenn ihr die Welt als Brahman seht, seht ihr die Essenz davon.
Wie kam diese Welt ohne Essenz zustande? Von der grundlegenden Basis, die wir Parabrahman nennen. Wenn wir alles vermischen, können wir nicht das eine vom anderen unterscheiden. Es reicht, daß ihr den Unterschied zwischen Essenz/ essenzlos und ewig/vorübergehend kennt. Um euer Leben zu leben, umgebt ihr euch mit vergänglichen Objekten. Für Sadhana braucht ihr das Ewige. Ihr müsst wenigstens diese Sichtweise klar in eurem Geist haben. Deshalb ist die Unterscheidung zwischen ewig und vergänglich sehr wichtig. Dafür müsst ihr das Prinzip der Wahrheit erforschen. Damit könnt ihr allmählich Ego und Anhaftung loslassen. Wenn ihr ständig darüber meditiert, was ewig und was vergänglich ist, wenn diese Investigation ständig stattfindet, werdet ihr wachsam dafür, was alles vergänglich ist. Ihr werdet zum Ewigen hingezogen, weil ihr euch so trainiert. Es gibt keine ewigen Objekte oder Menschen in der Welt. Ewig ist das, was euch Brahman erfahren lässt. Macht mehr Sadhana darüber. Nur Brahman ist ewig. Der Name Brahman ist auch nicht ewig. Wenn ihr alles negiert, bekommt ihr DAS/THAT (Tattvam Asi)
Wenn sich Ego und Anhaftung verringern, hat die Person keinerlei Bedürfnis nach den Früchten ihrer Handlungen.
Ein alter Mann in Kashi hatte keine Familie. Er war etwa 92 Jahre alt. Seit einigen Jahren führte er die Puja und das Abhishekam in einem Shivatempel in Kashi durch. Er schlief außerhalb des Tempels und führte ein sehr einfaches Leben. Er hatte niemanden, für den er etwas wünschen konnte. Er lebte einfach dort und erfüllte seine Pflichten als Priester seit 50-60 Jahren. Er hatte niemanden. Er erledigte sein Karma. Ich hatte das Gefühl, daß er kein Bedürfnis nach den Früchten seiner Handlungen hat. Vielleicht hat er den Wunsch nach Befreiung, das ist nicht falsch.
Wenn ihr Ego und Anhaftung aufhebt, verliert ihr jeglichen Wunsch nach den Früchten eurer Handlungen. Das passiert ganz natürlich. Die Person hat keinen Wunsch nach den Früchten ihrer Handlungen, weder in dieser noch in der nächsten Welt. Sie erfüllt ihre Pflicht, um ihre Pflicht zu erfüllen, ohne jegliche Erwartung. Wenn dieser Verzicht dank des Sadhanas Früchte trägt, verringern sich alle Sankalpas, die Entschlüsse und Vorstellungen. Wenn wir hier über Verzicht sprechen, bedeutet das auch das Aufgeben aller Wünsche.
Nicht-Anhaftung bedeutet das Aufgeben aller Wünsche und die ausschließliche intensive Konzentration des Geistes auf den einen Gott dieser vielfältigen Schöpfung und der Vielfalt der imaginären Repräsentationen davon. Wenn ihr dem illusorischen Netz der Maya durch das Aufgeben des Egos entkommt, wird es “asamshakti” genannt.
Was ist “ishvararpana”, die totale Hingabe an Gott?
Aus Lehm werden viele Objekte hergestellt wie Töpfe, Teller und so weiter. Das gemeinsame Element von allen ist der Lehm. Der Topf ist Unwahrheit, der Lehm ist Wahrheit. Genauso sind Namen und Formen Unwahrheit, wohingegen Chaitanya, das Höchste Bewußtsein, die Wahrheit ist. Chandogya Upanishad lehrt uns, die gesamte Welt mit dieser Geisteshaltung zu sehen..
Ihr vergeßt Gott und verliert euch in Namen und Formen. Der Töpfer beschützt seinen Lehm sehr sorgfältig. Er hält die Leute fern von dem Lehm. Das ist sein Schatz, mit dem er Dinge herstellt und seinen Lebensunterhalt verdient.
Diese Welt ist eine Erscheinung Brahmans. Nichts außer Brahman existiert. Geradeso ist ein Goldschmuck nur Gold und sind die Wellen nur Wasser. Die Welt erscheint nur wegen der Namen. Was kommt und geht, kann nicht wahr sein. Nur Brahman ist wahr, lehrt die Chandogya Upanishad.
Versteht die Welt mit Hilfe des Beispiels von Topf und Lehm. Diese gesamte Welt ist nur Ishvara Chaitanya. Alle Materialien, die ihr während der Puja benutzt, sind Ishvara. Dann müsst ihr die duale Sichtweise der Welt durch die Konzentration auf Ishvara ersetzen. Ishvara bewegt uns alle, Er bewegt uns in Richtung Dharma und Befreiung. Er treibt uns an, noble Taten auszuführen. Das ist alles Sein Spiel, nichts anderes. Alle die Blumen, mit denen wir Ihn verehren, sind Sein Spiel. Das Blühen der Blume ist das Lächeln Gottes. Seht die Rose an, sie ist so komplex und schön. Die Dimensionen scheinen so perfekt. Eine Hibiskusblüte ist auch wunderschön. Wasser und Milch sind so erstaunliche Kreationen. Ihr müsst an all das denken, wenn ihr sie in der Puja benutzt. Den Geist in Gott vertieft, bringt ihr Ihm alles dar. Wenn ihr esst, stellt euch vor, ihr offeriert das Essen Gott in euch. Wenn ihr 6 Monate lang alles Gott darbringt, werdet ihr die Erfahrung machen, daß alles Gott ist.
Wenn ihr Seinen Namen chantet, kommen himmlische Wesen, um euch zu helfen. Aber stellt euch vor, wieviel mehr Hilfe ihr bekommt, wenn ihr in Ihm begründet seid. Annulliert alle Unterschiede und jegliche Trennung, löst alles auf in Ishvara. Seht dann nur noch Ishvara. Das ist wirkliches Ishvararpanam. Das ist eine höhere Ebene, auf der die Welt nicht unterschieden ist von Ishvara.
Ishvara, Guru und Atman sind alle dasselbe Chaitanya. Ishvara ist Gott mit Form. Guru lehrt euch über Gott mit und ohne Form. Atman ist das Selbst. Chaitanya hat sich in diese drei Teile aufgeteilt. Chaitanya durchdringt alles wie der Himmel. Alle Unterschiede erscheinen in demselben Chaitanya. Alle Lebewesen, Gott und die Welt sind nur vom Namen her verschieden – Namen sind eine Form der Unwissenheit. Ihr gebt etwas einen Namen und baut eine Mauer drumherum. Ihr haltet euch selbst darin gefangen. Ihr müsst euch selbst daraus befreien. Der Guru lehrt euch wie. Ihr könnt folgen und frei sein. Es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen der Welt, den Lebewesen, dem Guru und Paramatman, dem Höchsten Bewußtsein. Aber da ihr den Unterschied selbst geschaffen habt, müsst ihr darüber hinauswachsen. Alles ist Brahman, es gibt keinen wirklichen Unterschied, es ist nur ein Unterschied der Namen. Es gibt keinen Zweifel, daß alles Eins ist. Glaubt es, dann könnt ihr es erfahren.
Eure Eltern empfehlen euch zu studieren, damit ihr eine gute Arbeit bekommt und wohlhabend seid. Wenn ihr ihnen folgt, werdet ihr tatsächlich wohlhabend sein. Glaubt, was euch gelehrt wird.
Gott ist überall. Er kommt, egal wo ihr betet. Fragt nicht wie, habt Vertrauen. Kam Er nicht zu Draupadi als sie betete? Hat sie sich gefragt, wie Er wohl kommen wird, wird Er in einem Wagen kommen oder durch die Decke? Krishna kam, als sie mit vollem Vertrauen und hoch erhobenen Armen betete. Habt das Vertrauen. Zerstört die Zweifel und vertraut.
Nun lehrt Gott uns, wie Er allgegenwärtig ist. Der Herr sagt “ich bin alles” und lehrt uns, wie wir uns Ihm total hingeben können. Der Herr ist die verschiedenen Richtungen und jenseits der Richtungen. Ich bin die bewegte und unbewegte Welt. Ich bin Karma, Zeit, Advaita und Dualität. Alles bin ich. Ich bin die duale Welt, ich bin der non-duale Zustand. Das bedeutet es, daß Er alldurchdringend ist.
Dieser Vers ist derselbe in der Bhagavad Gita und im Yoga Vasistha. Fülle deinen Geist und dein Herz mit der unendlichen Natur des Herrn. Sieh diese Welt als mich und bringe mir deinen Geist dar. Füllt euren Geist ausschließlich mit mir. Manche Leute haben ihren Geist vollkommen mit mir angefüllt, andere machen es für eine Weile, andere wieder machen es ab und zu, sie alle sind mir lieb. Gemäß deinen Möglichkeiten fülle deinen Geist mit mir und dehne deine Möglichkeiten aus.
Es gibt neun Arten der Hingabe. Die Reden des Herrn, Geschichten und Lieder über Ihn anhören. Das Lob und die Namen des Herrn singen. Beständige Meditation. Verehrung im Tempel oder alten Menschen Dienst anbieten. Verehrung Zuhause. Den Herrn grüßen. Ein Diener des Herrn sein, so wie Hanuman für Rama (Hanuman tut jegliche Arbeit als Dienst an Ihm, um Seinetwillen). Freundschaftliche Hingabe wie Arjuna zu Krishna. Und schließlich bringe Ihm deine Seele dar. Laß die Hingabe beständig sein.
Engagiere dich entweder in Karma Yoga – bringe die Früchte der Handlungen dem Herrn dar – oder im Yoga des Wissens – konzentriere dich während allem, was du tust auf den Herrn. Wenn du deine Hingabe auf diese Weise aufrechterhälst, kannst du sicher sein, daß du spirituell gesehen nie fallen wirst. Wenn du Ältere begrüßt, grüße mich. Sieh mich als dein einziges Schicksal. Die reine und vollständige Hingabe sieht überall nur mich. Wenn ihr das erreicht, erreicht ihr mich und werdet eins mit mir.
So beantworteten Krishna Arjunas Fragen und Vyasa Ramas Fragen.
Krishna benutzt den Ausdruck Para und apara, mit und ohne Form. Arjuna wollte mehr darüber wissen. Welche Voraussetzungen sind nötig, um den Herrn so zu verehren? Wann ist die richtige Zeit dafür? Arjuna ist ein guter Schüler, der aufmerksam zuhört und subtile Aspekte erfasst. Dadurch kann er Fragen stellen, die uns allen von Nutzen sind.
Übersetzung ins Deutsche von Sridevi basierend auf der Übersetzung Archanas die jeweils bei den Live-Übertragungen simultan im Kommentar ins Englische übersetzt. Kurze Erläuterungen sind in Klammern.