Rede von seiner Heiligkeit Sri Datta Vijayananda Teertha Swamiji – Yoga Vasishta – 23. Februar, 2025 – Mysore
Der Heilige Vasishta spricht über das Gefühl der Nicht-Dualität oder Advaita. Warum brauchen wir das, was ist der Nutzen davon? Seht alles als Atman. Aber in den Handlungen ist Advaita nicht erlaubt. Haltet Advaita in euren Herzen fest.
Für jedes Objekt in dieser Welt gibt es Wissen. Wenn ihr nicht nach der Wahrheit sucht, erscheint es attraktiv. Aber es enttäuscht euch und führt zum Untergang. Durch die Einweihung des Gurus lernt ihr, daß dieses Wissen nicht wirklich existiert. Es ist eine Phantasie, eine Vorstellung, die in der Wahrheit Paramatman Chaitanyas existiert. Es ist attraktiv, weil es eine Vorstellung in Paramatman Chaitanya ist. Wenn ihr selbst nicht schön wäret, wie könnte dann das Spiegelbild im Spiegel schön sein? Genauso kommt die Schönheit dieser Welt vo Paramatman.
Wenn ihr nach der Wahrheit forscht – Tattva vichara – dann bleibt nur Paramatman Chaitanya, alles andere verschwindet.
Wie sollen wir nach der Wahrheit forschen? Wie können wir das Phantasiegebilde dieser Welt überwinden, so daß nur Paramatman Chaitanya bleibt?
Die erste Frage, die wir stellen müssen: wie kamen wir denn in dieses Netz der Welt, das mit Illusionen angefüllt ist? Wenn wir alle der makellose Paramatman sind, warum sind wir dann hier? Wie sind wir in dieses Netz gefallen? Und da wir in das Netz gefallen sind, warum fasziniert es uns?
Das ist so merkwürdig-der Vogel sollte einen Weg finden, sich aus dem Netz des Jägers zu befreien, anstatt freudig die Körner auf der Erde aufzupicken. Jeder von euch muss sich diese Frage stellen: warum fasziniert mich dieses Netz?
Weltliches Wissen ist die Antwort, die wir hierfür finden. Der Vogel flog in das Netz, weil er die Körner wollte. Dieser Wunsch kam vom Intellekt d.h. Buddhi. Der Vogel hatte das Netz nicht gesehen, er sah nur die Körner. Hätte er das Netz vorher gesehen, wäre er nicht dorthin geflogen.
Wenn ihr Gold oder anderes wertvolles Material seht, seid ihr davon angezogen. Kinder kennen den materiellen Wert nicht, sie kicken es mit dem Fuß und fahren mit ihrem Spiel fort. Ist dann das Wissen um den materiellen Wert des Goldes etwas Gutes? Wenn ihr ein Objekt kennt, zieht es euch an. Nehmen wir einmal an, ihr kennt Gold nicht, ihr habt es noch nie gesehen und habt keine Ahnung, worum es sich dabei handelt. Wenn ihr es seht, entwickelt ihr keinen Wunsch dafür. Dann behandelt ihr es wie alle anderen Dinge. Ihr wollt ein Objekt, wenn und weil der Intellekt euch etwas über den Wert und den Nutzen erzählt. Zu jedem Objekt gibt es ein bestimmtes Wissen. Aber das existiert nicht einmal wirklich, warum seid ihr dann verrückt danach?
Ohne die Körner wäre der Vogel nie in die Falle gegangen.
Überlegt folgendermaßen: in Wirklichkeit bin ich Paramatman. Ich bin das nicht-duale, nicht-verhaftete Absolute. Warum kann dieser Intellekt und seine Aktivitäten mich beeinflussen? Das ist nichts anderes als der Tanz Mayas. Ich bin in dem Tanz von Maya gefangen. So müsst ihr nachdenken. Wegen der zeitlosen Unwissenheit falle ich dieser Illusion zum Opfer. Wegen der Illusionen dieser Welt habe ich einen Körper, Intellekt, Geist, Sinnesorgane usw. So wurde der unbegrenzte Paramatman ein begrenzter Jeevi. Dadurch habe ich begrenzte Wünsche. Wo existieren diese tatsächlich? Ich habe sie mir in mir selbst vorgestellt, sie existieren nicht wirklich. Wenn ihr diesen Sadhana praktiziert, wird die Begrenztheit aufgebrochen.
Die Erfahrung dieser Meditation sieht so aus: Ich bin in dem unteilbaren Absoluten.
So müsst ihr nach der Wahrheit suchen.
Lasst den Intellekt kommen, aber mit der Geisteshaltung, daß sein Anfang, seine Mitte und sein Ende nicht zu euch gehören. Ihr seid Paramatman, der über Zeit und Raum hinausgeht. Wie habt ihr euch selbst begrenzt? Diese Messungen, diese Entschlüsse sind alle ihr selbst. Wenn doch nur Paramatman wirklich ist, woher kommen sie? Sie können nur von Paramatman kommen, also sind sie auch Paramatman. Ihr als Paramatman seid deren Grundlage.
Wer kann euch helfen, wenn ihr in eurem Denken von Begrenzung gefangen seid? Wer kann euch anhalten, wenn ihr denkt, ihr seid unbegrenzt? In Wahrheit seid ihr Chit Akasha ohne Anfang und Ende. Wie kann euch, die ihr Paramatman seid, Begrenzung beeinflussen? Wenn ihr so nachdenkt, erkennt ihr, daß es keinen Raum für Begrenzungen gibt.
Oh Rama, wie bisher gelehrt, suche nach der Wahrheit und verankere dich fest in dem Wissen, das du dadurch erfährst. Dann lösen sich alle Vasanas auf, und du schwelgst in Paramatman.
Deshalb müsst ihr täglich Meditation und Sadhana praktizieren. Abhyasa d.h. wiederholende Übung ist sehr wichtig, denn nur dann kann sich das Wissen in euch fest verankern. Dann ruht ihr immer in Paramatman, egal welche weltliche Handlung ihr auch ausführt. Solch eine Person wird Mahatma genannt.
Der Geist sollte in günstigen Umständen nicht erfreut und in ungünstigen Umständen nicht enttäuscht sein und stattdessen immer im Gleichmut Brahmans verankert sein. Diese höchste Gelassenheit ist makellos und frei wie der Himmel – ein solcher Geist ruht in der höchsten Glückseligkeit.
Gemäß der Guru Gita sieht der Fromme den Guru als Shiva und der Sünder sieht Ihn als Mensch. Wegen seiner Sünden kann er den Guru nicht erkennen. Der Suchende (Sadhaka), der sich nicht als der kausale, subtile und grobstoffliche Körper sieht, sondern als reines Chaitanya, ist ein Mahatma.
Frage: Im Samadhi ist es möglich, in der Glückseligkeit zu ruhen, aber während weltlicher Aktivitäten, wenn die Mahatmas wie jedermann handeln, fallen sie dann nicht aus diesem Zustand heraus?
Diese Mahatmas sind durch ihr Gefühl und ihre Erfahrung in den Advaita- d.h. Nicht-Dualität-Zustand emporgestiegen. Sie verkünden es nicht, aber sie fühlen und erleben es innerlich. Aber erwartet nicht, Advaita in ihren weltlichen Handlungen zu sehen. Sie handeln gemäß den Regeln der Dualität und fühlen in ihrem Herzen Nicht-Dualität.
Obwohl es von aussen betrachtet so aussieht, sah Vasishta sich nicht als Lehrer und Rama als Schüler. Vasishta war immer in dem Zustand des unteilbaren Brahmans. Mahatmas empfinden nie eine Störung in ihrem Intellekt. Ganz gleich, wieviele Aktivitäten sie ausführen, sie sind immer in dem geistigen Zustand des Advaita. Das ist möglich. Nehmt nicht an, sie würden aus diesem Zustand herausfallen, nur weil sie in der Welt handeln.
Die Schriften lehren euch, an Advaita zu glauben. Das bedeutet, seht dank des Wissens in eurem Geist alles als Brahman. “Ich existiere nicht getrennt von anderen Dingen und Wesen, alles ist Brahman.” Ihr müsst immer diese Geisteshaltung aufrechterhalten, sie aber nie in euren Handlungen ausdrücken, denn das führt zu Fehlern. Was ihr mit einem Baum tut, tut ihr nicht mit einer Grube.
Wenn himmlische Wesen vor euch erscheinen, müsst ihr aufstehen und sie verehren. Ihr könnt nicht sagen «alles ist Eins» und einfach sitzen bleiben, ohne Respekt zu zeigen. Im Geist könnt ihr in allen drei Welten in Advaita schwelgen, aber wendet es nie auf den Guru an. Es ist sehr wichtig, den Guru zu verehren und Ihn als das Höchste zu sehen. In der Meditation könnt ihr Eins mit eurem Guru werden. Aber in der sichtbaren Welt müsst ihr euch verbeugen und Ihn verehren. Es wäre eine große Sünde, in euren Handlungen Einheit mit dem Guru zur Schau zu stellen.
Übersetzung ins Deutsche von Sridevi basierend auf der Übersetzung Archanas, die jeweils bei den Live-Übertragungen simultan im Kommentar ins Englische übersetzt. Kurze Erläuterungen sind in Klammern.