Rede von seiner Heiligkeit Sri Datta Vijayananda Teertha Swamiji – Yoga Vasishta – 3. Februar, 2025 – Nellore
Jeevi ist einfach nur die Ansammlung von Veranlagungen, die wiederum durch wunschvolle Entscheidungen, Sankalpa, entstanden sind. Wenn die Veranlagungen und wunschvollen Entscheidungen verschwunden sind, ist der Jeevi verschwunden.
Wenn ihr eine gefärbte Brille tragt, erscheint die Welt in der entsprechenden Farbe.
*Die Seele ist immer sich selbst gleich und unverändert durch die äußeren Umstände. Sie ist nie dem Körper oder einem Wunsch dieser Welt unterworfen. Durch ihre eigene Unterscheidungskraft ist sie frei von Wünschen und wird daher als in diesem Leben befreit erachtet.*
Oh Bharata! Bha bedeutet Wissen oder Erleuchtung. Rata bedeutet die Entschlossenheit, dieses Wissen zu erlangen. Moksha bzw Befreiung ist frei von wunschvollen Entscheidungen und Veranlagungen, unabhängig, ohne Veränderung oder Zerfall.
Wenn die wunschvollen Entscheidungen, das Ego und die Veranlagungen aufgelöst sind d.h. wenn die gefärbte Brille abgelegt wird, dann erkennt der Jeevi seine Identität mit Paramatman, geradeso wie eine Sichtweise ohne gefärbte Brille die Welt zeigt, wie sie ist. Wenn der Jeevi wunschvolle Entscheidungen und Veranlagungen beiseite schiebt, erfährt er die Glückseligkeit der Befreiung. Wenn die Veranlagungen mitsamt der Wurzel, der Unwissenheit, ausgerottet sind, erlebt ihr Befreiung. Solange der Körper da ist, lebt diese Person als lebend Befreiter bzw Jeevan Mukta. Selbst während ihr auf der Erde lebt, könnt ihr das erreichen, es ist nicht nötig, auf andere Ebenen oder Planeten zu wechseln. Arjuna, du kannst das auch erreichen. Arjuna bedeutet hier “Suchender”.
Wenn der Spiegel zerbricht, zerbricht dann auch das Bild? Nein, das Bild ist intakt.
So lebend, müsst ihr immer nach der Wahrheit suchen. Befreit von den Schlingen der weltlichen Sorgen, seid ihr befreit.
Es ist nicht nötig, das Wort Jeevan zusammen mit Mukta zu nennen. Wir sagen es zusammen, weil die Leute sich vorstellen, Befreiung sei nur nach dem Tod möglich, doch das ist nicht wahr.
Oh Arjuna, bemühe dich, die Wahrheit, die wir Brahma Tattva nennen, zu erkennen. Sieh es, wie es ist anstatt mit der gefärbten Brille.
Sieh alles ohne zu urteilen. Das ist nur mit Sadhana möglich. Dadurch fallen alle Veranlagungen von dir ab, und du bist Jeevan Mukta.
Warum sagen wir, daß Karma zu Befreiung führt? Karmas führen nicht direkt zur Befreiung. Durch gute Taten kommen die Devotees auf andere Ebenen, wo sie ohne Hindernisse Sadhana tun können und erreichen so Befreiung. Die Welt ist in der Mitte zwischen höheren und tieferen Welten. Durch gute Taten kommt ihr in höhere Welten, und von dort aus erreicht ihr allmählich Moksha.
Viele können sehr gelehrt reden, sie sprechen über die Vergangenheit und die Zukunft. Sie sind sehr gelehrt, aber dadurch erreichen sie keinesfalls Befreiung. Alles Studieren und Wissen führt nicht zur Befreiung. Das ist nur möglich durch Atma Jnana, das Wissen um das Höchste Bewusstsein. Wissen ist eine Sache, aber Erkenntnis, sich selbst erkennen ist etwas ganz anderes. Ihr braucht Wissen für euren Sadhana, es ist ein Instrument, aber nicht das Ziel.
*Die Seele, die nicht von Wünschen befreit ist, ist wie ein Vogel, der im Käfig gefangen ist. Ein Mann kann sehr gelehrt sein und alle seine religiösen Pflichten erfüllen, aber er ist nicht befreit, solange er an den Ketten seiner Wünsche hängt und arbeitet, um sie zu erfüllen.*
Ein Suchender mag alle möglichen guten Taten tun, Wohltaten, Pujas und Rituale. Wenn er jedoch nicht von seinen Veranlagungen und Wünschen befreit ist, kann er trotz seines Wissens keine Befreiung erlangen.
Gott lehrt uns, daß frei von Veranlagungen und Wünschen zu sein, Befreiung bedeutet.
Bis die Person davon befreit ist, ist sie wie ein Vogel im Käfig. Sie hat sich selbst in dem Käfig des Körpers eingesperrt. Durch gute Taten wird sie ihren Geist reinigen, vorausgesetzt, sie unterhält keine Wünsche während ihrer Taten, denn nur dann wird der Geist gereinigt.
Solange ihr nicht frei seid von Veranlagungen und Wünschen, ist Befreiung nicht möglich.
*Der Mann, der den Zug seiner Wünsche in den Winkeln seines Herzens und seines Geistes schimmern sieht, ist wie ein Blinder, der in dem fleckenlosen Himmel einen Zug bespickt mit Pfauenfedern sieht.*
Derjenige ist befreit, dessen Geist nicht an Wünsche angekettet ist. Die Befreiung von dieser Kette der Wünsche ist Befreiung in diesem Leben. Da ihr in Maya eingehüllt seid, erscheint Paramatman als Durdarshana (unfähig, Ihn zu sehen). Solange ihr in Unwissenheit, angefüllt mit Illusion, verfangen seid, könnt ihr Ihn nicht sehen. Wenn ihr nach außen seht, ist es unmöglich, Ihn zu sehen, jedoch, wenn ihr nach innen seht, ist es möglich.
Es ist sehr wichtig, Gurus Worten zuzuhören. Ohne das macht ihr keinen Fortschritt. Ein Suchender, der weder den Worten des Gurus noch dem Vedanta folgt, kann Gott nicht erreichen.
Der Magier erschafft eine Illusion aus Pfauenfedern in der Luft. Es ist eine Illusion, die Federn sind nicht wirklich da. Genauso sprießen in Atman, der zu Jeevi geworden jst, verschiedene Veranlagungen. Diese Veranlagungen erschaffen die Gefühle von dem Individuum, der Welt usw. in dem Höchsten Bewußtsein. Es ist wie eine Leinwand, auf die Bilder projiziert werden. Es ist tatsächlich nichts auf der Leinwand, nur die Projektion lässt eine ganze Geschichte auf der Leinwand erscheinen. Wenn der Atman, der einen Körper angenommen hat, den Lehren des Gurus und der Veden folgt, erlangt er Befreiung. Da die Veranlagungen die Ursache für die Anhaftung sind, müsst ihr euch davon befreien.
Das ist das Ende des 55. Kapitels. Im 56. Kapitel spricht Gott über den Zustand des lebend Befreiten. Chaitanya-Bewusstsein ist zu allen Zeiten und unter allen Umständen unberührt.
*Der Herr spricht weiter: Jetzt Arjuna, ersetze die Sympathie für deine Freunde durch die Neutralität des freien Herzens, die du durch das Loslassen deiner Wünsche und Fürsorge erreicht hast und durch die Befreiung, die du in diesem Leben erreicht hast.*
Oh Arjuna, du trauerst um deine Verwandten – Gurus, Onkel, Verwandte, Cousins, Freunde. Lass diese Trauer fallen, sonst bist du nicht in der Lage, deine Pflicht zu tun und zu kämpfen. Da du noch nicht weise bist, musst du noch deine Pflicht erfüllen. Selbst Weise geben ihre Pflicht nicht auf. Du kannst deiner Pflicht nicht gerecht werden, wenn du nicht diese Trauer loslässt.
Gott spricht auch darüber, wie diese Trauer aufzugeben ist. Gib deine Veranlagungen auf. Dann erreichst du den Zustand des lebend Befreiten, und dein Geist wird ruhig sein. Wenn der Geist, der mit einer Frage brennt, die Antwort erhält, kühlt er sofort ab. Er erreicht Parama Shanti (höchster Frieden). Lass den Kummer los, daß deine Verwandten getötet werden. Sei leidenschaftslos, oh sündenfreier Arjuna. Gib deine Angst vor dem Zerfall des Körpers und dem Tod auf und sei so klar in deinem Geist wie der unbewölkte Himmel, indem du die Wolken der Anteilnahme wegscheuchst. Wünsche und beabsichtige auch nicht Gutes oder Böses für dich und andere.
Oh Sündenloser, befreie dich von dem Gedanken über das Alter und den Tod. Das ist Sadhana. Gib die Sorgen über die Zukunft ebenso auf wie die Gedanken daran, wie wohl das Morgen aussehen wird. Gib allen Kummer und alle Sorgen auf.
Atman hat weder Geburt noch Tod, sei dir dessen sicher. Bestärke dieses Wissen. Hab einen offenen Geist, rein und ausgedehnt wie der Himmel. Gib “ich mag das/ich mag jenes nicht” (Verlangen und Abneigung) auf, lass den Geist nicht in mögen/nicht mögen versinken. Nimm die Dinge so, wie sie kommen. Sei frei von Anhaftung, sei frei von Liebe und Hass.
Erledige deine Pflichten so, wie sie im Leben auf dich zukommen und tue, was angemessen ist, möge keine Handlung umsonst sein. Während du in diesem Zustand bist, befolge die Handlungen und Rituale, die die Tradition vorsieht, so wie die Veden es vorschreiben. Erledige deine Pflichten von Krieg und Karma, weil sie dir zugefallen sind. Gib deine Pflichten niemals auf. Was die Älteren dich bitten zu tun, was der Guru anordnet, was die Schriften und die Tradition vorschreiben, gib dies nicht auf.
Erledige dein Karma, jedoch ohne Wünsche. Oh Arjuna, es ist ein großes Glück für dich, diese Schlacht zu führen. Du kämpfst, um das Dharma zu festigen, nicht aus egoistischen Gründen. Nicht jeder Krieger bekommt diese Gelegenheit. Viele kämpfen aufgrund von Gleichgültigkeit, Selbstbezogenheit und dem Mangel an Gelegenheit nicht. Dein persönliches Dharma zu befolgen schränkt dein Wissen um das Höchste Bewusstsein nicht ein. Im Gegenteil, es ist gut für dich. Sei dir dessen bewusst.
*Derjenige, der die Arbeiten annimmt, die im Laufe seines Lebens auf ihn zukommen, ist befreit in diesem Leben. Das Ausführen dieser Pflichten ist Teil der Bedingungen des lebend Befreiten.*
Das ist die Natur des lebend Befreiten, er erledigt immer seine Pflichten. Wer in Brahman schwelgt, während er seine Pflichten erledigt, ist ein lebend Befreiter. Selbstlos seine Pflichten zu erfüllen ist seine Natur. Arjuna, gib Wünsche und das Gefühl, der Handelnde zu sein, auf und erfülle deine Pflicht. Das ist der wahre Zustand des lebend Befreiten.
Gib das Gefühl, der Handelnde zu sein, auf und verzichte auf die Ergebnisse der Handlungen.
Wenn du innerlich Wünsche hegst und nach außen hin nicht handelst, hat das keinen Sinn. Deshalb ermutigt euch Swamiji immer, Gutes zu tun. Hängt jeden Tag eine Kokosnuss auf. Am Anfang mögt ihr einen Wunsch dabei haben, aber allmählich gehen die verloren. Ihr könnt sie auch in Swamijis Namen aufhängen. Warum? Dann tut ihr es als Pflicht, und ihr macht Fortschritte. Ihr erledigt eure Pflicht, jedoch selbstlos, und so gibt es euch Wissen.
*Das eine tun und nicht das andere, das eine akzeptieren und das andere ablehnen ist Dummheit. Für den Weisen ist alles dasselbe.*
“Ich erledige dieses Karma, aber ich lasse jenes Karma fallen”, diese Worte bezüglich des vorgeschriebenen Karmas kann nur ein Dummkopf sagen. Für den Weisen sind alle Handlungen ein und dasselbe, weil er einen ausgewogenen Geist hat. Er erledigt alle vorgeschriebenen Pflichten mit Gleichmut. Er führt Aufgaben aus, die Früchte bringen und auch jene, die keine Früchte bringen.
*Die lebend Befreiten führen mit einem klaren Geist die Arbeiten aus, die auf sie zukommen. Und sie sind in ihrem Wachzustand wie in tiefem Schlaf.*
Während sie ihr Karma erledigen, sind sie wie im Tiefschlaf. Im Tiefschlaf gibt es weder Traum noch Karma. Der lebend Befreite schwelgt in Glücksseligkeit. So erledigen die Weisen ihr Karma. Der Geist des lebend Befreiten ist nicht unbeständig, während er handelt. Er hat keine Wünsche oder Entschlüsse und ist vollständig in Atman gefestigt. Deshalb wird es mit dem Tiefschlaf verglichen. Egal wieviel Schwierigkeiten eine Person hat, der Tiefschlaf ist immer friedlich.
Die lebend Befreiten ruhen immer im Höchstens Bewusstsein. Deshalb müsst ihr immer mit einem ausgeglichenen Geist handeln. Wenn ihr jeden Tag eine Puja durchführt oder ein Mantra chantet, wird der Geist beständig. Diese Übung ist sehr wichtig.
Für einen lebend Befreiten ist immer nur Atman erleuchtet, auch wenn er sein Karma ausführt. Nichts von der äußeren Welt ist in seinem Herzen erleuchtet. Das wird mit Übung erreicht. Zu allen Zeiten ist Atman rein, makellos und leuchtend.
*Wer die Gliedmaßen zusammengezogen und die Sinnesorgane in sich hineingezogen hat, und sie auf diese Weise von ihren entsprechenden Objekten zurückzieht, gleicht einer Schildkröte, die still bleibt, indem sie ihre Gliedmaßen in sich zurückzieht.*
Der Vers 2.58 in der Bhagavad Gita ist ähnlich. Im Tiefschlaf gehen die Sinnesorgane nicht nach außen, sie bleiben im Atman. Das ist Glückseligkeit.
Wenn draußen ein Geräusch ist, zieht die Schildkröte ihre Gliedmaßen in ihren Panzer zurück. Der Jeevi zieht im Tiefschlaf auch die Sinne und den Geist in den Atman zurück.
Der Mandara Berg auf dem Rücken der Schildkröte ist das Prinzip Atmans. Vasuki, die Schlange, die als Seil benutzt wird, ist Pranayama. Ihr wacht auf und fühlt euch friedlich, das ist der Nektar, den ihr jeden Tag bekommt. Dhanvantari gibt euch seinen Anblick, aber ihr könnt das nicht erkennen.
Die Unwissenden wie Ravana kontrollieren gewaltsam ihre Sinne. Aber die Weisen kontrollieren sie ohne jegliche Anstrengung mit ihrem Wissen. Die lebend Befreiten wissen, daß Atman alleine die Wahrheit ist, und deshalb gehen ihre Sinne nie zu der Unwahrheit der Welt spazieren. Auch in ihrem Wachzustand sind die Sinne und der Geist ausschließlich auf Atman konzentriert. Sie sind deshalb viel größer als normale Leute. Gott erklärt, was Befreiung ist und wie sie erreicht werden kann. Ihr habt großen Nutzen davon, wenn ihr euch von Veranlagungen und Wünschen befreit, weil ihr dadurch der Befreiung näher kommt.
Übersetzung ins Deutsche von Sridevi basierend auf der Übersetzung Archanas, die jeweils bei den Live-Übertragungen simultan im Kommentar ins Englische übersetzt. Kurze Erläuterungen sind in Klammern.**kennzeichnen die Orginalverse.